14
Sep
2008

Eine Stadt sieht Orange

12.09.2008, SportScheck Nachtlauf in Hannover

Nach meiner Laufpremiere 2004 hab ich mich dieses Jahr für die 10km Distanz um 22.00h auf die Piste begeben. Wie immer, bin ich hingeradelt, hatte mich mit Freunden vor Ort verabredet. Die Innenstadt war ganz gut besucht, aber nichts im Vergleich zu dem, was mich am Ort des Geschehen erwartete. Der 5km Lauf war schon passiert, aber die meisten Läufer starten auf der 10km Strecke.

Meine Freunde? Weit und breit sah ich nur Orange. Die Lauf-Shirts sind ja immer in diesem schrillen Orange gehalten, darum lieb ich das Shirt von 2004 um so mehr. Da war es nämlich noch weiss mit dezentem Orange. Ich hab mal unter Klaustophobie gelitten, die ich durch exessive Fussballstadien-Besuche therapiert habe. Wer bei so einer Veranstaltung keine Beklemmungen bekommt, ist nicht normal. 15 Minuten vor Startbeginn komm ich ins schwitzen, weil ich meine Freunde nicht finde, mein Handy hab ich auch nicht mit. Ist ja kleines Gepäck angesagt. Meinen Rucksack mit dem wärmenden Fleecepulli deponiere ich im Frauen-Ankleide-Zelt und versuche dann, meinen Startplatz zu finden. Bei meinem Seiteneinstieg mach ich kurz Bekanntschaft mit den Blues Brothers, aus der Menge heraus begrüsst mich ein Arbeitskollege und ich bin dankbar für ein bekanntes Gesicht. Auch wenn wir alle ein bisschen Orange sind, man kennt sich nicht wirklich.

22.00h geht dann der Startschuss los. Ich hab immer noch im Hinterkopf, der Ausspruch von 2004: Pass auf, die treten dir hier in die Hacken! Und dass stimmt auch für 2008! Erstmal nur kleine Babyschritte, ich korrigiere meine Pulsuhr zweimal. Dann geht’s los. Die Masse an Menschen merkt man einfach, wenn man um die Kurven läuft, permanent wird man von rechts und links überholt, wo ich doch gar nicht so weit vorne loslief. Meinen Arbeitskollegen hab ich schon beim Anlaufen aus den Augen verloren.

Nach 31:56h hab ich die 5km hinter mir und der erste Läufer seine 10km. Anfangs dachte ich, die 5 km zweimal zu laufen, wäre langweilig. Aber nein, ich find’s toll, zweimal im Ziel einzulaufen... haha... Durch diese Trippelschritte am Anfang, bin ich nicht zu schnell losgelaufen und ich fühl mich insgesamt viel, viel besser als nach meinen letzten Wettkampfläufen und dass, obwohl ich jetzt jeden Tag laufe und mir somit erst mal die Ruhetage fehlen. Nicht wirklich. Auf dem letzten Kilometer trete ich mich noch mal innerlich in den Hintern und ich laufe mit 1:00:18 ein. Ein bisschen Zeit hab ich noch verloren, als ich einen Jüngling im Sauselitos abklatschte, aber das ist ja das schöne an solchen Laufwettbewerben. An den Seiten stehen oder sitzen Menschen, die sich mit dir freuen und dich vielleicht ein kleines bisschen beneiden oder bewundern.

Nach dem Zieleinlauf wusel ich mich wieder durch die Menschenmassen , um wenigstens was zu trinken zu bekommen. Mein Rucksack war noch an Ort und Stelle und ich beschließe, gleich nach Hause zu radeln, obwohl ich super gerne mit meinen Freunden und Arbeitskollegen noch ein alkoholfreies Weizen gezischt hätte.
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